Der St. Raphael Kindergarten in Geldern wird laut Gelderner Baugesellschaft ab April 2025 in Angriff genommen – hier die Planungen für einen eingeschossigen Aufbau.
Foto: Gelderner Baugesellschaft
Geldern · Die Lüllinger machen’s vor: Sie kombinieren den neuen Kindergarten mit barrierefreie Wohnungen. Etwas in der Art ist auch für die Kita St. Raphael an der Schlossstraße geplant. Dadurch gibt es weniger versiegelte Flächen. Und es gibt noch weitere Vorteile.
Lüllingen bekommt im nächsten Jahr eine eigene Kita. Bislang mussten die Kinder auf Einrichtungen in Geldern und Walbeck ausweichen. Nun investiert die Caritas 4,2 Millionen Euro in den Neubau eines Kindergartens am Standort des früheren Pfarrheims am Rochusweg. Investiert wird nicht nur in die Zukunft der Kinder. Die neue Kita ist die erste ihrer Art im Gelderland, sagt Karl Döring, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer. Vorbild war die Kombination einer Kindertagesstätte mit einem Seniorenheim, wie es beispielsweise die Malteser in Duisburg-Ruhrort betreiben. „Mit dieser Maßnahme fördern wir den Mehrgenerationenansatz. Jung und Alt profitieren von gemeinsamen Projekten, und Seniorinnen und Senioren können sich aktiv in den Kita-Alltag einbringen, zum Beispiel als Vorleseopa oder -oma.“ Ein belebtes Umfeld fördere nicht nur die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Senioren, sondern wirke auch einer möglichen Vereinsamung entgegen, ist Döring überzeugt. „Die Kita öffnet sich als Einrichtung in den Sozialraum, wodurch eine stärkere Vernetzung mit der Dorfgemeinschaft erreicht wird. Daraus können sich vielfältige neue Projektaktivitäten ergeben. Zum Beispiel das Anlegen eines Gemeinschaftsgartens.“ Geplant sind in Lüllingen sechs altengerechte Wohnungen über der Kita, die sich über einen Aufzug erreichen lassen – vier Wohnungen für alleinstehende Personen, zwei für jeweils zwei Personen. „Die Warteliste ist lang“, sagt Döring. Nicht zuletzt sei eine solche Maßnahme auch gut für die Umwelt, da versiegelte Flächen besser genutzt und weniger Flächen verbraucht werden, auch wenn gleichzeitig zusätzliche Parkplätze vor der Kita nötig seien. Ein Modell mit Zukunft? Was früher unmöglich war, scheint langsam Schule zu machen. Denn auch der St.-Raphael-Kindergarten an der Schlossstraße in Geldern soll dem „Lüllinger Modell“ folgen. Die Gelderner Baugesellschaft stellte vor Kurzem im Jugendhilfeausschuss entsprechende Pläne vor. Demnach sollen noch ein oder zwei weitere Geschosse auf den Neubau drauf gebaut werden. Durch die Kombination aus Kita und Wohnraum ließen sich Synergien sowohl gesellschaftlicher, sozialer als auch finanzieller Art erzielen, unterstreicht der Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft, Thomas Mutz. Ein weiterer Vorteil sei die Platzersparnis. Wohnraum ist in Geldern knapp, passende Grundstücke ebenso. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und dort, wo ohnehin gebaut wird, in die Höhe gehen, sofern sich das mit der Umgebungsbebauung vereinbaren lässt. Dies habe den Vorteil, dass einerseits proportional weniger versiegelte Flächen verbaut werde, dadurch andererseits die Kosten nicht linear steigen würden. Erfahrungen hat die Stadt mit dieser Art der Doppel-Nutzung bereits an anderer Stelle gesammelt. Als Beispiel nennt Mutz das Haus am Markt 22. Das viergeschossige Gebäude, in dem sich früher Wohnungen und ein Ein-Euro-Markt befanden, wurde abgerissen und neu gebaut. Geblieben ist die Mischung aus Wohn- und Geschäftshaus. Im Dezember zog der Drogeriemarkt Rossmann ins Erdgeschoss ein. Im April sollen in den darüber liegenden Etagen sieben barrierefreie Wohnungen (Größe: 35 bis 95 Quadratmeter) fertig sein. Die Gesamtwohnfläche beträgt 470 Quadratmeter. „Diese Kombination lässt sich auch auf andere Projekte übertragen“, sagt Mutz. Denkbar seien neben Wohn- und Geschäftshäusern beispielsweise auch Feuerwachen. Unklar ist, welche Art von Wohnungen über der Kita St. Raphael in Geldern entstehen sollen – ob öffentlich geförderte, frei finanzierte oder seniorengerechte Wohnungen. Diskutiert werde derzeit über vier bis acht Wohnungen in verschiedenen Größen. Die Entscheidung soll in den nächsten zwei bis drei Monaten fallen. Mutz: „Die Herausforderung einr solchen Bauweise besteht darin, den idealen, nachhaltigen Mietermix zu finden.“ Der Bau der neuen Kita wird voraussichtlich 15 bis 18 Monate in Anspruch nehmen. Damit begonnen werden könnte fühestens im April 2025. Während des Umbaus sind die Kinder in einer Container-Anlage am Brühlschen Weg untergebracht.
Quelle: Rheinische Post
Das „Lüllinger Modell“: Über der Kita entstehen sechs altengerechte Wohnungen.
Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer