Im neu gebauten Haus am Markt 22 in Geldern können im April die sieben Wohnungen bezogen werden.
Foto: Martin van der Pütten
Geldern · Auch weil die private Bautätigkeit stockt, ist die Stadt Geldern in den Wohnungsbau eingestiegen. Bald könnte sie über einen Bestand von 45 eigenen Wohnungen verfügen. Die ersten sieben davon können im April bezogen werden.
Die Stadt Geldern wächst und hat die Schwelle von 35.000 Einwohnern überschritten. Zum 1. März waren exakt 35.556 Menschen in der offiziellen Meldestatistik registriert. Vor zwei Jahren waren es mit 34.956 Personen noch exakt 600 Einwohner weniger. Diese in vielerlei Hinsicht zunächst einmal erfreuliche Entwicklung hat jedoch auch Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt in der Stadt. Wer gerade eine neue Bleibe in der Stadt sucht, dem wird bereits aufgefallen sein, wie schwierig das geworden ist. „Es sind Defizite am Wohnungsmarkt vorhanden“, bestätigt Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft und ergänzt: „Das ist aber nichts im Vergleich zu Städten wie Düsseldorf.“ Insbesondere der Neubau von Wohnungen ist ins Stocken geraten. Schuld daran sind die enorm gestiegenen Kosten. „Für private Investoren ist es nicht mehr so interessant, frei finanziert zu bauen“, sagt Thomas Mutz. Damit sich eine Investition in den Wohnungsbau noch rentiert, müssten nämlich relativ hohe Mieten genommen werden, die man wiederum nicht ohne Weiteres überall erzielen kann. In diese Lücke ist nun ein Stück weit die Stadt Geldern gesprungen. „Der private Investor muss rechnen, dass er nach 20 Jahren sein Geld erwirtschaftet hat. Bei uns kann das auch mal 25 Jahre dauern“, erklärt Gelderns Bürgermeister Sven Kaiser. Das bedeute dann auch, dass die Miete für die Bewohner am Ende etwas niedriger ausfallen kann. Drei Projekte baut die Gelderner Baugesellschaft gerade für die Stadt. Das erste ist beinahe fertig: In dem Haus am Markt 22, in dem bereits im Erdgeschoss der Mieter Rossmann eröffnet hat, sind nun auch die insgesamt sieben Wohnungen so weit, dass sie zum 1. April bezogen werden können. Das Mietmanagement für alle drei Wohnprojekte wird die Wohnungsgenossenschaft Geldern (GWS) für die Stadt übernehmen. Mit den Erträgen aus den Mieteinnahmen werden Darlehen finanziert, die eigens dafür aufgenommen wurden. Das größte Wohnungsbauprojekt der Stadt entsteht auf der Fläche neben der Feuerwache Baersdonk am Holländer See. Wobei groß relativ ist. Mit einem Volumen von fünf bis sieben Million Euro ist es für die Gelderner Baugesellschaft im Vergleich zu einigen Schulneubauten eher ein überschaubare Summe, aber es ist eben auch das größte rein wohnliche Vorhaben, das die Baugesellschaft seit ihrer Gründung vor rund fünf Jahren verantwortet. Verteilt auf vier Mehrfamilienhäuser sollen am Holländer See mindestens 30 Wohnungen entstehen, davon zwei Drittel im geförderten Wohnungsbau. Also für Mieter mit einem Wohnberechtigungsschein, denn auch an dieser Stellen fehlen Wohnungen auf dem Markt. Auch wenn man auf dem Gelände noch keinen Fortschritt sieht, laufen bereits die Vorbereitungen. Jüngst wurde das Thema Lärmschutz erfolgreich geregelt, das nötige Gutachten erstellt.
Das dritte städtische Projekt, bei dem auch Wohnungen entstehen sollen, ist noch nicht so weit. Fest steht aber, dass auf dem Neubau der Kita St. Raphael ein oder zwei Stockwerke oben draufgesetzt und zu Wohnzwecken genutzt werden sollen. Von acht möglichen Wohnungen ist dort die Rede. Insgesamt könnte die Stadt also bald über ein kleines Portfolio von rund 45 eigenen Wohnungen verfügen. Weitere Projekte schließen die Verantwortlichen nicht aus. Bürgermeister Sven Kaiser macht aber auch deutlich: „Wenn wir private Firmen haben, die Wohnungen bauen, dann ist es auch gut. Wir wollen niemanden verdrängen.“ Kaiser sieht die Wohnungen als gelungene Investition in die Zukunft. Und ganz nebenbei habe man am Holländer See für ein vorhandenes städtisches Grundstück eine sehr sinnvolle Lösung gefunden.
Quelle: Rheinische Post
Auf dem Grundstück zwischen der Feuerwache Baersdonk, der Bahnlinie, dem alten Bahndamm und der Straße „Am Holländer See“ sollen vier Mehrfamilienhäuser mit mindestens 30 Wohnungen entstehen.
Foto: Martin van der Pütten
So sollen die vier Wohnhäuser zwischen Feuerwache (l.) und Bahnstrecke (r.) angeordnet werden.
Foto: Gelderner Baugesellschaft