Thomas Mutz, Sarah Arts und Hazem Hitalani (v.l.) nehmen das LoRaWan-System an der Martinischule in Augenschein. Foto: Norbert Prümen
Die Stadt Geldern will Energie sparen – mindestens 20 Prozent. Von den rund neun Millionen Kilowattstunden (kWh), die pro Jahr verbraucht werden, entfallen 3,5 bis vier Millionen kWh auf die Schulen. Zu den Top-Verbrauchern gehören das Friedrich-Spee-Gymnasium, das Lise-Meitner-Gymnasium und die Realschule An der Fleuth. Einsame Spitze mit fast einer Million kWh ist das Friedrich-Spee-Gymnasium. Dies liege jedoch nicht an der Nutzung, wie Schulleiter Rudolf Germes klarstellt, sondern an der schlechten Gebäudesubstanz. Auch deshalb wird das Friedrich-Spee-Gymnasium in den kommenden Jahren für knapp 30 Millionen Euro saniert und neu gebaut.
Um Energie einzusparen, wurden die städtischen Gebäude bereits im vergangenen Jahr mit dem sogenannten LoRaWan-System ausgestattet. Beim Long Range Wide Area Network können kleinere Datenmengen über große Distanzen übertragen werden. Sensoren erfassen beispielsweise den CO2-Gehalt, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur eines Raumes. Seit August wird das System noch um speziellen Heizkörperthermostate ergänzt. „So lassen sich nicht nur Missstände lokalisieren. Die LoRaWan-Thermostate ermöglichen uns, die Temperatur für vordefinierte Räume, Etagen oder gesamte Gebäude dezentral und automatisch zu regeln, wodurch unnötiger Energieverbrauch ausgeschlossen wird“, berichtet Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft, der die Maßnahme zusammen mit der Stadt und den Stadtwerken Geldern durchführt. „Alle getroffenen Maßnahmen, die mit dem städtischen LoRaWan-Netz kombiniert sind, sind außerdem nachhaltig“, ergänzt Bürgermeister Sven Kaiser, „weil wir von den erzielten Einsparungen nicht nur in diesem Winter, sondern auch in den nächsten Jahren profitieren werden.“
Wie Thomas Mutz in der jüngsten Schulausschusssitzung berichtet hat, wurden seit August rund 750 digitale Thermostatventile verbaut. Knapp 850 bis 900 sollen es insgesamt werden. Ausgerüstet wurden bereits die St.-Adelheid-Schule, die St.-Luzia-Grundschule in Walbeck, das Friedrich-Spee-Gymnasium, das Gebäude der Realschule An der Fleuth am Westwall, das Lise-Meitner-Gymnasium, die Antonius- und Martini-Grundschulen in Hartefeld und Veert, das Schulgebäude an der Anne-Frank-Straße (Sekundar- und St.-Michael-Schule), das Stadtverwaltungsgebäude, in dem sich das Bürgerbüro befindet, und die Villa von Eerde. Weitere städtische Gebäude sollen in Kürze folgen. Zusätzlich, so Mutz, wurden Heizkurven optimiert und Betriebszeiten angepasst beziehungsweise verkürzt. Insgesamt konnten dadurch mehr als 300 Heizstunden eingespart werden. Schon jetzt seien die Einsparungen beim Gasverbrauch höher als die gewünschten 20 Prozent. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass uns anfangs das Wetter in die Hände gespielt hat“, sagt Mutz, „und dass wir von einem sehr niedrigen Niveau aus gestartet sind.“
Weitere Maßnahmen werden folgen. So werde es an der Marienschule in Kapellen, der Albert-Schweitzer-Schule, der Gesamtschule und der Realschule An der Fleuth künftig ein bivalentes Heizsystem geben, das zwei verschiedene Energieträger parallel nutzt. Eines davon soll eine Photovoltaik-Anlage sein, die je nach Schule eine Leistung zwischen 25 und 50 Kilowatt-Peak (kWp) mit sich bringt, wodurch sich der Gasverbrauch jeweils um bis zu 90 Prozent reduzieren lasse. An der St.-Michael-Schule sowie am Friedrich-Spee-Gymnasium plant die Gelderner Baugesellschaft dagegen ein zu 100 Prozent regeneratives Heizsystem. Während an der St.-Michael-Schule ein Eisspeicher zum Einsatz kommen soll, ist das Heizsystem am Friedrich-Spee-Gymnasium noch offen. Vorstellbar wäre Eisspeicher, Wasserstoff oder Erdwärme. „Das Friedrich-Spee-Gymnasium soll auf jeden Fall zu einem Vorzeigegebäude in Geldern werden“, sagte Mutz, „mit einer 100-prozentigen Einsparung beim Gasverbrauch und einer Null-CO2-Emission.“
Um Strom einzusparen, wurde außerdem schon vor einigen Wochen damit begonnen, die Beleuchtung auf den Fluren im Gelderner Rathaus komplett auf LED umzustellen. Dies soll voraussichtlich auch noch in weiteren städtischen Einrichtungen erfolgen.
Quelle: Rheinische Post