Geldern · Das neue Gebäude der Realschule An der Fleuth aus der Vogelperspektive. Foto: Norbert Prümen
Der Neubau der Realschule An der Fleuth in Geldern liegt nach einigen Verzögerungen in den letzten Zügen. Einen geplanten Umzugstermin gibt es auch schon, aber auch noch einige Probleme mit den Bussen der auswärtigen Schüler aus Kapellen, Xanten, Sonsbeck und Alpen
Die Realschule An der Fleuth hat in den vergangenen Jahren einiges durchgemacht: Es gab den Umzug vom alten und namensgebenden Standort am Ufer des Flüsschens Fleuth an der Königsberger Straße in die Innenstadt an den Westwall, da die neue gegründete Gesamtschule Platz brauchte. Es gab viele Diskussionen in und mit der Politik, wie viele Eingangsklassen die Realschule in welchem Schuljahr bilden durfte. Oft waren da die Anmeldezahlen höher als die festgelegte Kapazität. Und nachdem der ersehnte Schulneubau am Standort der alten Geschwister-Scholl-Hauptschule von der Politik beschlossen wurde, verzögerte sich dessen Fertigstellung.
Doch nach hinten blicken möchte in Geldern aktuell niemand mehr. Der fortgeschrittene Neubau ermöglicht bereits jetzt einen guten Eindruck, welch eine schmucke Schule dort entsteht. Davon konnten sie die Mitglieder des Schulausschusses bei einem Rundgang ein Bild machen. Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft (GWG), Jan Butzheinen-Denkewitz, Projektleiter der GWG, und Schulleiter Wilfried Schönherr informierten über den aktuellen Stand der Arbeiten und den weiteren Zeitplan.
Durch den Haupteingang gelangt man direkt ins Foyer mit seiner hohen Decke. Eine breite Treppe, fast wie bei einem antiken Tempel, führt geradeaus nach oben. Die Flure des oberen Geschosses bilden eine einzige Empore, die einmal rund um den großen Innenraum gebaut ist. Das Foyer soll ein Aushängeschild der Schule sein, ein zentraler Ort, der auch Ansprachen an die ganze Schülerschaft möglich macht. Die Akustik ist hervorragend, Platz ist für 600 Menschen – mindestens. „Das Foyer ist auch für außerschulische Veranstaltungen sehr gut vorstellbar“, erklärt Thomas Mutz, der aber direkt darauf hinweist, dass es keinen Aula-Ersatz für Geldern darstellen soll. Veranstaltungstechnik in einer kleinen Ausführung ist installiert und ermöglicht Lesungen, Theateraufführungen oder kleinere Konzerte.
Im Erdgeschoss des zweigeschossigen Traktes, in dem oben die fünften und sechsten Klassen einziehen werden, entstehen vier Fachräume. Die nagelneuen Möbel der Lehrküche sind bereits eingebaut, denn an der Realschule ist das Fach Hauswirtschaft in Klasse 9 und 10 vorgesehen und bei den Schülern übrigens so beliebt, dass die möglichen Stunden gut eingeteilt werden müssen. Ebenfalls dort befinden sich drei große Räume für Musik, Kunst und Technik. In letzterem hängen die Steckdosen für die Arbeitsplätze bereits von der Decke. Hier kommt das Mobiliar nicht neu, sondern zieht vom Westwall um. Nur die Zahl der Arbeitsplätze steigt von 16 auf 20, was bessere Möglichkeiten beim Zuschneiden der Kurse gibt.
Im größeren, dreigeschossigen Flügel, der vom Haupteingang aus nach rechts abzweigt, zieht unten die Schulverwaltung ein. Es gibt Platz für Besprechungsräume, das Sekretariat und mit gutem Blick ins Foyer: den Hausmeister. Ein großes Lehrerzimmer könnte bis zu 54 Lehrer beherbergen. Ganz voll dürfte es dort aber nicht werden. Aktuell arbeiten 36 Lehrer an der Schule bei 476 Schülern. Ein paar zusätzliche Kollegen könnten aber noch eingestellt werden, denn die neue Schule bietet Platz für bis zu 540 Schüler. „Vermutlich werden wir uns da zwischen 500 und 520 Schülern einpendeln“, erwartet Schönherr. Das Gebäude ist also für eine komplett dreizügige Schule ausgerichtet, so wie es der aktuelle Schulentwicklungsplan für die Realschule vorsieht. Es gibt 18 Klassenräume und dazu neun Differenzierungsräume (zwei Klassen teilen sich jeweils einen), in denen man mit kleineren Gruppen arbeiten kann.
Ein weiteres Schmuckstück soll das sogenannte Selbstlernzentrum werden, das direkt über dem Haupteingang im ersten Stock entsteht und aus dem Gebäude herausragt. In dem klimatisierten Bereich zieht die Schulbibliothek ein und es gibt Arbeitsplätze, an denen Schüler in Ruhe und eigenständig lernen können, etwa in einer Freistunde. Der Möblierung soll schnell umgebaut werden können, sodass dort auch Sitzungen abgehalten oder Arbeiten mit mehreren Klassen gleichzeitig geschrieben werden können.
Das gesamte Gebäude verfügt über ausgefeilte technische Möglichkeiten. Es gibt eine programmierbare Schließanlage, die es ermöglicht, gewisse Gebäudeteile nur einem bestimmten Nutzerkreis zugängig zu machen. Während also der Hausmeister mit seinem Chip überall Zugang hat, kommt der Leiter des VHS-Kochkurses, der abends die Lehrküche der Schule nutzen darf, auch nur dort hinein.
Das Gebäude verfügt über eine Lüftungsanlage, die im Winter die Heizkosten reduziert, da keine Fenster zum Lüften geöffnet werden müssen. Und im Sommer ist sie so eingestellt, dass nachts viel kühle Luft ins Innere fließt. Zudem wird sie den Anforderungen gerecht, die im Rahmen der Corona-Pandemie an Lüftungsgeräte gestellt worden sind. Eine wichtige Rolle spielt der Schallschutz. Die Seite zur Bahnlinie hin ist besonders gedämmt.
Hochwasserschutz war beim Bau ebenfalls ein großes Thema. So musste die Vreysche Ley, an dieser Stelle nicht mehr als ein Graben, die bislang unter dem alten Schulgebäude hindurchfloss, nach oben gelegt und deren Lauf verändert werden. Eine Baumaßnahme, die unter anderem verantwortlich war für die Verzögerung des gesamten Projekts. Der Lohn: Die Schule ist hochwassersicher, sie erfüllt die derzeit größtmöglichen Standards.
Und wann wird die Schule fertig? „Im November könnte die Bauabnahme erfolgen“, sagt Projektleiter Jan Butzheinen-Denkewitz. Dann wird die Schule allerdings noch nicht sofort umziehen. Zum einen weil für die Schüler vor und nach Weihnachten noch wichtige Klausuren anstehen. Und zum anderen planen die Verantwortlichen lieber noch einen kleinen Puffer ein, um kleinere Nachbesserungen durchzuführen und um die Gegebenheiten am neuen Standort im Vorfeld zu testen. „Wir können die Dinge erproben, da bin ich sehr froh drum. Der Umzug wird eine Mammutaufgabe“, erklärt Schulleiter Schönherr. Nicht gebrauchte Materialien und Einrichtungsgegenstände könnten schon nach und nach zuvor an den neuen Standort gebracht oder neue eingekauft werden. Der eigentliche Umzug soll dann in der Woche nach Karneval stattfinden. Zwei Tage haben die Schüler dann sowieso frei. Dazu werden sie drei weitere Tage, so die Idee, mit Aufgaben für zu Hause versorgt, während die Lehrer den Umzug managen. Erster Schultag am neuen Standort wäre dann am Montag, 19. Februar 2024.
Im kommenden Jahr bezieht die Realschule An der Fleuth nicht nur das neue Gebäude, sondern feiert auch ihr 25-jähriges Bestehen. „Dann kommen wir hoffentlich ins ruhige Fahrwasser, das wir uns alle wünschen“, sagt Schönherr. Und er wünscht sich noch etwas: Ein großes Schulfest am Ende des Schuljahres zur Einweihung des neuen Standortes.
Quelle: Rheinische Post