Die Büste des Namensgebers steht vor dem Friedrich-Spee-Gymnasium. Das soll jetzt umfangreich saniert werden. Foto: Evers, Gottfried (eve)
Geldern Los geht es mit dem Friedrich-Spee-Gymnasium in Geldern. Der Schulausschuss hat einer Sanierung, einem Teilabriss und einem Teilneubau zugestimmt. Die Planungen für das Lise-Meitner-Gymnasium und die Aula sollen folgen.
Vor zwei Jahren wurde noch ein gemeinsamer Neubau der beiden Gelderner Gymnasien favorisiert. Im September folgte dann die Kehrtwende: Das Architekturbüro van Ooyen aus Straelen kam zu dem Schluss, dass eine Komplettsanierung am alten Standort schneller, günstiger und klimaneutraler sei. Nun hat sich der Schulausschuss für einen Mix entschieden: Sanierung, Teilabriss und Teilneubau, zumindest, was das Friedrich-Spee-Gymnasium betrifft. Die Planungen für das Lise-Meitner-Gymnasium und die Aula stehen noch aus. Wenn der Rat am 16. Dezember kein Veto einlegt, kann bereits im nächsten Jahr die europaweite Ausschreibung erfolgen. Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Bau GmbH, geht davon aus, dass die Schule im Dezember 2026 fertig sein könnte. Seit der Konzept- und Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Hausmann aus Aachen haben sich die Rahmenbedingungen zugunsten einer Sanierung verschoben. „Für das Friedrich-Spee-Gymnasium werden die Abriss- und Sanierungsarbeiten aufgrund der deutlich schlechteren Bausubstanz entsprechend umfangreicher ausfallen“, teilte Mutz mit. Um den aus der Pädagogik resultierenden Raumanforderungen gerecht zu werden, müssten die Schulen umgebaut und teilweise erweitert werden. Im Unterschied zu früher seien jetzt allerdings eigene Interimslösungen vorhanden. Anstelle eines Containerbaus könnten die Schüler zum Beispiel in die vorhandenen Räume der Sekundarschule Niederrhein oder am Westwall ziehen. Zudem habe das Wirtschaftsministerium ein paar höchst interessante Förderprogramme für die Sanierung von Nichtwohngebäuden aufgelegt. Zum Thema Klimaschutz heißt es: Nachdem der Wärmeenergiebedarf der Nutzungsphase von Neubauten über die letzten Jahrzehnte gesenkt wurde, rückt jetzt der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes in den Fokus der Betrachtung. Bei einem typischen Neubau lassen sich etwa die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen und des Energieaufwands, die über einen Lebenszyklus von 50 Jahren verursacht werden, auf die Herstellung der Baumaterialien und des Gebäudes zurückführen. Allen Fraktionen stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, sich für die Sanierung des Friedrich-Spee- Gymnasiums ausgesprochen und damit den Startschuss für die Entwicklung des Campus-Geländes gegeben zu haben. Nur in einem Punkt ging der SPD die Beschlussvorlage nicht weit genug. In einem eigenen Antrag hatte sie die Schaffung baulicher Voraussetzung für bis zu vier Eingangsklassen je Gymnasium gefordert. Die geplante 3,5-Zügigkeit sei mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte eventuell nicht ausreichend. „Wir müssen eine Schule planen, die 60 Jahre, wenn nicht sogar 80 Jahre Bestand hat“, sagte SPD-Ratsmitglied Doris Keuck. „Wir wissen noch nicht, wie sich die Schülerzahlen entwickeln. Schon jetzt ist die Rede davon, dass wir in drei Jahren 90 Schüler mehr in Geldern aufnehmen werden.“ Die Auswirkungen der beiden Neubaugebiete Im Lüssfeld und Nierspark seien noch gar nicht eingerechnet. Ganz zu schweigen davon, wie sich die Schullandschaft in den Nachbarkommunen entwickeln wird. „Wir sind dafür, dass zumindest die baulichen Voraussetzungen geschaffen werden, um vierzügig werden zu können. Das soll nicht heißen, dass die Schulen vierzügig aufnehmen sollen. Aber es sollte möglich sein, die Gebäude bei Bedarf entsprechend zu erweitern.“ Stefan Kierek von den Grünen widersprach. „Eine Vierzügigkeit wäre das falsche Signal“, sagte er, „auch im Hinblick auf die sich noch im Aufbau befindliche Gesamtschule.“ Auch die anderen Fraktionen sprachen sich für die geplante 3,5-Zügigkeit aus. „Natürlich wollen wir, dass die Schule zukunftsfähig ist“, sagte Michael Görtz (CDU). „Deshalb müssen wir ein sinnvolles Konzept beschließen, damit wir nicht in ein paar Jahren wieder etwas dranflanschen müssen.“ Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre sei er aber guter Dinge, dass die Gelderner Baugesellschaft das im Blick habe. Zweifel gab es bei der SPD auch an den Kosten. Thomas Mutz hatte diese auf knapp 30 Millionen Euro beziffert. Doris Keuck erschien das zu „eng kalkuliert“. „Das klingt so endgültig. Was ist, wenn die Kosten höher ausfallen? Es muss sichergestellt sein, dass dann nicht plötzlich Schluss ist, weil wir uns auf diese Summe geeinigt haben.“ Kämmerer Thomas Knorrek sah in der Kalkulation kein Problem. „Ich finde gut, eine realistische Kostenrechnung zu haben. Wir wissen ja, wie die Bauprojekte an der Gesamtschule, Marienschule und Albert- Schweitzer-Schule gelaufen sind. Da sind die Kosten auch im Rahmen geblieben. Wir sollten jetzt nicht anfangen, pauschal bei allen Bauvorhaben 20 Prozent aufzuschlagen.“ Und Thomas Mutz ergänzte: „Wir wissen nicht, was in den nächsten Jahren passieren wird. Aber heute ist das eine realistische Zahl.“
Quelle: Rheinische Post